Das Podium zur deutschen Animation bei DOK Leipzig fand in diesem Jahr zum ersten Mal in Kooperation mit dem Bundesverband der Animationsfilmbranche der AG Animationsfilm statt und ging dem Status Quo des Animationsfilms im eigenen Land auf den Grund. Ein Bericht von Annegret Richter.
Die Diskussion drehte sich vor allem um das Spannungsfeld, in dem sich die Kreativen in der Arbeit für die Industrie befinden. Vor allem stand die Frage im Raum,ob und wie es möglich ist, den Bedürfnissen des Film- und Medienmarktes in Deutschland wie im Ausland gerecht zu werden. Kann man mit Animation in Deutschland kommerziell erfolgreich arbeiten und gleichzeitig die eigene Handschrift und kreative Hoheit behalten? Gibt es überhaupt einen Markt für kreative Produktionen? Und wie können Filmemacher dem treu bleiben, was sie machen möchten, und zugleich von ihrer Arbeit leben?
Eingeladen waren dazu verschiedene Vertreter der Animationsfilmbranche, von Fördereinrichtungen und Fernsehsendern. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Vortrag von Heiko Hilker, der aber krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnte. So übernahm Ralf Kukula, Vorsitzender der AG Animationsfilm den Part und verlas den Vortrag zur Situation des Animationsfilms in Deutschland.
Toni Loeser, Geschäftsführer von MotionWorks, einer Firma aus Halle, die mit etwa 70 Mitarbeitern schon zu den größeren Animationsfirmen Deutschlands gezählt werden kann, bedauerte in der danach stattfindenden Diskussion die Einseitigkeit der deutschen Animation, die sich auf Kinderanimation reduziert und sich fast ausschließlich auf den Kinderkanal als Spartenprogramm beschränkt. Er beschrieb Deutschland als kinderunfreundlich und als ein recht schwieriges Land für die Etablierung von spannenden und ambitionierten Projekten im Animationsbereich.
Gregor Zootzky, der als Autorenfilmer und Künstler die Seite der Einzelkämpfer in der Animation vertrat, bemerkte, dass er viele Projekte nur über Stipendien und Förderung von Kunststiftungen realisieren kann, da sich die Medien der künstlerischen Animation verschließen. Maija- Lene Rettig von der Redaktion KARAMBOLAGE von Arte France erklärte, dass es immer wieder schwierig ist überhaupt Animationsfilmer aus Deutschland zu finden, da es keine Bündelung gibt und eben auch kaum Abspielflächen für Animationsfilme außerhalb von Festivals. Sie verglich die Situation mit Frankreich und den nahezu paradiesischen Zuständen, die dort auch durch das Engagement von kommerziellen Sendern wie Canal + im Filmbereich viele Arbeitsmöglichkeiten, kreativen Freiraum und das Austesten von neuen Konzepten ermöglichen. Auch die Bezahlung der Animatoren in Frankreich wäre der Arbeit einigermaßen angemessen. Gleichzeitig verwies sie aber auch darauf, das Arte selbst nur wenig Budget für die Produktion der Animationsfilme in KARAMBOLAGE hat. Die Diskussion wurde sehr schnell auch auf das Plenum verlagert und viele der etwa 30 Anwesenden meldeten sich zu Wort und erzählten von ihren Erfahrungen und ihrer Situation. So beschrieb Sonja Rohleder zum Beispiel die Idee der gemeinsamen Arbeitsräume und der sowohl gemeinsamen als auch selbständigen Arbeit an Projekten bei Talking Animals in Berlin.
Hier zum Nachhören: Deutsche Animation zwischen Industrie und Individualismus
Samstag, 3. November 2012 im Polnischen Institut Leipzig